Michael Hoffmann

Das Geständnis

Im November hatte ich meine Skier schon zum Service gebracht – zum Erstaunen des heimischen Sportartikelhändlers meines Vertrauens: „Bist aber früh dran“ – meinte er. Die Vorfreude auf die Skisaison war, nach dem Corona Jahr 2020, einfach nur riesengroß.

Dann kam der Winter – und der x-te Lockdown.

Jahrzehntelang war ich begeisterter Skifahrer auf den Hängen von Ski amadé – und jetzt. Wo war das Feuer?

Die Botschaft, dass trotz schwieriger touristischer Lage viele Lifte in Betrieb, die Pistenverhältnisse genial sind, die Sonne scheint – nichts half so richtig. Die Vorstellung, an den urigen Hütten vorbeischwingen zu müssen – quälte mich doch zu sehr. Kein Einkehrschwung, keine Pause, kein Plausch mit den Wirten? Ich musste mir eingestehen, dass ich in den vergangenen Jahr(zehnte)n wohl doch eher ein gemütlicher Gourmet-Skifahrer denn ein kilometerfressender Alpin-Skifahrer war.

In der Sonne ein Kaffeetscherl, ein Glaserl Wein, einen Jägertee genießen… der legendäre Germknödel, die Bernerwürstl oder das Grillsteak… all das sollte nicht sein. Ich ging langlaufen, spazieren – ich verzichtete ganz auf das so geliebte Skivergnügen, wenn es mich doch so zu den Skihütten in Ski amadé hinzieht und dann sind sie verschlossen. Die Jause aus dem Rucksack – nein, das fange ich mir erst gar nicht erst an. 

Lieber freue ich mich in einigen Monaten auf den Saisonstart 2021. Meine Skier sind dann schon präpariert und in Gedanken bin ich auch oft genug alle Speisekarten meiner Lieblingshütten schon durchgegangen.Danke allen, die Skifahren in dem sonderbaren Corona-Winter möglich gemacht haben. Ihr habt Applaus verdient. Aber Skifahren ohne Einkehrschwung – das ist für mich wie... Ach, vergiss es.

Michael Hoffmann

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